#beziehungsweise

 

Die ökumenisch verantwortete Kampagne „#beziehungsweise –jüdisch und christlich: näher als du denkst“ möchte dazu anregen, die enge Verbundenheit des Christentums mit dem Judentum wahrzunehmen. Auch und gerade im Blick auf die Feste wird die Verwurzelung des Christentums im Judentum deutlich. Mit dem Stichwort „beziehungsweise“ soll der Blick auf die aktuell gelebte jüdische Praxis in ihrer vielfältigen Ausprägung gelenkt werden. Die Kampagne ist ein Beitrag zum Festjahr 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland.

Wir sind uns bewusst: Die Betonung der Nähe ist nur unter Wahrung der Würde der Differenz möglich. Deshalb halten wir es für unverzichtbar, die Bezugnahmen auf das Judentum in christlichen Kontexten auch kritisch zu hinterfragen, Vereinnahmungstendenzen zu erkennen und zu vermeiden.

Aktuell finden wir uns dabei in einer gesellschaftlichen Situation wieder, die durch ein Erstarken von Antisemitismus und weiterer Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit geprägt ist. Übergriffe gegen jüdische Bürger*innen, Hetze und Verschwörungsmythen in den Sozialen Medien nehmen weiterhin zu.

In einer respektvollen Bezugnahme auf das Judentum, die zur positiven Auseinandersetzung mit der Vielfalt jüdischen Lebens in Deutschland anregt, will die Kampagne auch einen Beitrag zur Bekämpfung des Antisemitismus leisten.

 

Bevor thematisch auf das Thema des Monats eingegangen werden soll, möchten wir auf die Online-Veranstaltung 'Gelehrte im Gespräch' zu dem Thema hinweisen:

"Gelehrte im Gespräch: Im Anfang war das Wort – B’reschit beziehungsweise Im Anfang"

Am 19. Januar 2021 von 19:00 Uhr bis 20:30 Uhr

Die Reihe der Dialoge eröffnen zum Thema „Im Anfang war das Wort – B’reschit beziehungsweise Im Anfang“ die katholische Theologin Dr. Katrin Brockmöller und der liberale Rabbiner Dr. Gábor Lengyel.

Referentinnen
Dr. Katrin Brockmöller, Katholisches Bibelwerk
Rabbiner Dr. Gabor Lengyel, Liberale Jüdische Gemeinde Hannover
Moderation: Dr. Andreas Goetze, Ev. Kirche Berlin – Brandenburg – schlesische Oberlausitz,
Prof. Dr. Ursula Rudnick, Ev.-luth. Landeskirche Hannovers

 

 

Freude am Wort Gottes: B´reschit beziehungsweise Im Anfang

Eine jüdische Stimme

Im Judentum stellt die Torah den Kern von Gottes Offenbarung am Sinai dar. Der Text der Fünf Bücher Mose ist in 54 Abschnitte eingeteilt, so dass jede Woche etwa drei bis fünf Kapitel gelesen werden (an manchen Schabbatot auch ein Doppelabschnitt). Ihren Titel beziehen diese Wochenabschnitte von einem markanten Wort im Anfangsvers dieser Lesung, das auch dem jeweiligen Schabbat seinen Namen gibt. Einmal im Jahr wird die gesamte Torah durchgelesen und dabei kein Vers, kein Wort, kein Buchstabe beim Vortrag ausgelassen – so unbequem oder bedeutungslos uns auch manche Geschichte erscheinen mag. Das zwingt dazu, sich auch mit schwierigen Texten auseinanderzusetzen.

Jedes Jahr im Herbst feiern Jüdinnen und Juden das Fest der Torahfreude, Simchat Torah. Dann endet der jährliche Lesezyklus der Torah und beginnt sogleich wieder aufs Neue. Dieser Gottesdienst wird in der Synagoge in großer Fröhlichkeit gefeiert: Alle Torahrollen werden aus dem Aron Hakodesch geholt und in sieben Prozessionen durch die Synagoge getragen. Man trägt den letzten Abschnitt aus Deut 33-34 vor und fängt dann gleich wieder mit dem ersten Kapitel Gen 1 an: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“.

– Rabbinerin Dr.in Ulrike Offenberg

 

Eine christliche Stimme

Die Bibel enthält „Gottes Wort im Menschenwort“. Jedes Menschenwort in der Bibel ist göttlich inspiriert ist bei seiner Entstehung und kann als Gottes Wort heute und für mich oder für uns wirken.

In christlichen Gottesdiensten wird sehr selten eine Vollbibel verwendet. Die biblischen Textabschnitte, die vorgetragen werden, sind im mehrbändigen Lektionar abgedruckt. Manchmal können für die Lesung aus den Evangelien zusätzlich kostbare Evangeliare vorhanden sein.

Diese Bücher können liturgisch verehrt werden, durch Prozessionen, Küssen, Weihrauch und Kerzen.

In Deutschland gibt es die Besonderheit des Ökumenischen Bibelsonntags, der immer Ende Januar in großer ökumenischer Verbundenheit gefeiert wird.

Bei der Auslegung des Bibeltextes ergänzen sich wissenschaftliche, liturgische, pastorale und individuelle Zugänge. Die Bibel inspiriert uns, denn „… in ihrem Innern (= der Bibel) hallt das Lachen des Menschen wider und fließen die Tränen, so wie sich das Gebet der Unglücklichen und der Jubel der Verliebten erhebt.“

– Dr. Katrin Brockmöller

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